Das Remote-Produktionskonzept der beiden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten geht bei der Fußball WM in Russland in die zweite Runde. Vom 14. Juni bis 15. Juli ist für Redaktion, Produktion und Technik das gemeinsame Studio beim SWR in Baden-Baden ihr „WM Kwartira“.
Der Confed Cup 2017 war die Generalprobe, und wenn der Ball ab 14. Juni wieder rollt und Millionen Menschen vor den Bildschirmen mitfiebern, welches Team in Russland mit dem WM-Pokal nach Hause fährt, hat das Produktionsteam von ARD und ZDF in Baden-Baden schon längst Stellung bezogen. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen spart Kosten, allein im TV-Bereich spare man im Vergleich zu Rio de Janeiro 2014 mehr als 80 Prozent der Fläche im IBC in Moskau, wie SWR-Sportchef Harald Dietl in einem Interview mit Thomas Hagedorn erläuterte.
Gleichzeitig wollen die Verantwortlichen dem Zuschauer ein abwechslungsreiches TV- und Online-Angebot liefern, beidem beide Sender – trotz der räumlichen Nähe - ihr Profil beibehalten. Neu ist auch die Herangehensweise, die Multimedialität soll gestärkt werden. Neben der Live-Berichterstattung und den Magazinsendungen in Hörfunk und TV sollen den Fans über die Mediatheken der Sender Livestreams und viele weitere Inhalte zur Verfügung gestellt werden, die über Desktop oder mobile Endgeräte abgerufen werden können.
Zentrales Studio
Wie die Sender in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten, wird das gemeinsame, 645 Quadratmeter umfassende Studio in Baden-Baden dem bei der EM 2016 in Frankreich genutzten ähneln. Vereinzelte Anpassungen fanden bereits zum „Testlauf“ des Confed Cup 2017 statt. Im Zentrum steht eine LED-Bildwand 2,80 x 10,80 (B x H), auf die eine Projektion von 1.620 Zeilen zu 6.480 Pixeln möglich ist.
45 Bildleitungen (eine in UHD) mit einer Kapazität von 10 Gb/s verbinden die WM-Spielorte und das Quartier der deutschen Mannschaft mit dem NBC. Für Redundanz sorgt eine zweite Leitung gleicher Kapazität. Die Anbindung an die Produktionsplätze im Hotel des DFB erfolgt über eine Leitung mit einer Kapazität von 1 Gb/s, die ebenfalls mit einem Backup versehen ist.
Multimediales Angebot
Im Rahmen der Stärkung der digitalen Angebote plant die ARD eine Berichterstattung auf sportschau.de und ihren Präsenzen auf den sozialen Medien (Facebook, Twitter, Instagram und Youtube). Laut des Senders wurden alle Features der WM-App von 2014 in die Sportschau-App integriert. Darüber hinauskönnen Online-Nutzer das Spielgeschehen in verschiedenen Kameraperspektiven erfolgen. Ein WM-Special im HbbTV soll es ebenfalls geben. Die Multimedia-Aktivitäten des Senders werden ebenfalls zentral in Baden-Baden gesteuert.
Auch das ZDF hat seine digitalen Angebote für das Turnier ausgebaut. Neben dem Angebot auf den sozialen Medien sind über die Mediatheken-Apps und in der Desktop-Variante ebenfalls verschiedene Kameraperspektiven verfügbar und das Abrufen von Highlights oder strittigen Spielszenen möglich. Ferner gibt es drei Extra-Livestreams als Second-Screen-Anwendung: Mit dem „Taktik-Blick“ werden Verschiebungen auf dem Spielfeld unmittelbar angezeigt, während die „Coach-Cam“beide Trainer während des Spiels parallel in einem Bild verfolgt. Und schließlich können Nutzer mit der „Spider-Cam“ während des Spiels über den Platz fliegen.
Die Vorbereitungen für das gemeinsame NBC haben die beiden Sender abgeschlossen – jetzt sind alle Augen auf den Start des Eröffnungsspiels am 14. Juni im Moskauer Luzhniki-Stadion statt. Rund 80.000 Fans werden dann live vor Ort erwartet.