Grafiker und Grafikerinnen, Redakteure und Redakteurinnen, Cutter und Cutterinnen stehen oft vor der Herausforderung, Grafiken schnell, manchmal sogar live, fehlerfrei und leitlinienkonform unter Beachtung von CI- oder Markenvorgaben für ein Projekt oder eine Sendung zu erstellen. Dabei sind die Aufgaben nicht immer klar definiert. Doppelarbeiten und Übertragungsfehler schleichen sich schnell ein und Kompetenzen werden oft nicht bestmöglich genutzt. Kurz - die Organisation der Grafik-Bearbeitungsprozesse ist voller Überschneidungen, vielleicht auch Ineffizienzen und möglichen Fehlerquellen.
Das haben die Software-Experten des Kölner Unternehmens live und vor Ort bei Sport-Großveranstaltungen beobachtet, wo sie als Dienstleister die Host-Broadcaster bei der Entwicklung und Optimierung von Video-Workflows unterstützen. Rafael Hutter, Geschäftsführer und Leiter der Softwareabteilung bei MoovIT erklärt es so: „Wir haben den Redakteurinnen und Redakteuren über die Schulter geschaut und gesehen, mit welchem Aufwand ihre Arbeit während der auf Schnelligkeit ausgerichteten Sportberichterstattung belastet war. Wir haben deshalb eine Software entwickelt, die in einem kollaborativen Umfeld Prozesse und technische Abläufe für die User vereinfachen soll.“ So ist Vulcano entstanden, eine Software, die den gesamten Ablauf der Grafikerstellung in der Videoproduktion basierend auf Adobe After Effects und Adobe Premiere zusammenfügt, organisiert und absichert. Vulcano ist ein Web-Interface zum Zugriff auf Adobe Motion Graphics-Templates, um schnell und zuverlässig Grafiken zu erstellen und dann in Premiere Pro projektbasiert bereitzustellen.
Wie funktioniert die Lösung?
Nach dem webbasierten Einloggen in einen Account oder über vorgegebene IDs, zum Beispiel auch gesteuert über Drittsysteme wie das VPMS-Vidispine System von Arvato, kommt der oder die Berechtigte direkt zu den Grafiken, die für ein bestimmtes Projekt hier hinterlegt sind. Über das Vulcano-Fenster sieht der User alle Templates, die für ihn oder sie zur Verfügung stehen, so dass er oder sie sofort mit der Arbeit beginnen kann. Die fertigen Grafiken werden dann automatisch wieder mit Namen versehen, gerendert und dem richtigen Projekt zugeordnet für die weitere Nutzung in Premiere. Die Steuerung kann natürlich auch über die MoovIT-eigene Helmut4 Projektmanagement-Software erfolgen.
Vulcano unterstützt Adobe Motion Graphics-Templates mit allen gängigen Bearbeitungsmöglichkeiten, wie sie in Adobe After Effects vorhanden sind. Hierzu gehören zum Beispiel Texteingaben an verschiedensten Stellen der Grafik wie im Untertitel, in den verschiedenen Grafikelementen und auch im bewegten Content. Nummernfelder-, Slider-, und Drop Down-Funktionen sind genauso möglich wie Checkboxen. Damit lassen sich eine Vielzahl an Grafiken, wie Lower-Thirds, Opener, Closer, Kredits oder komplexe Grafiken in der Sportproduktion erstellen. Die fertige Grafik kann dann automatisch über die Cloud oder on premise in Premiere importiert und per drag and drop in der Timeline an die gewünschte Stelle positioniert werden. Bei entsprechender Voreinstellung kann dieser Prozess auch automatisch erfolgen.
Dort, wo es erforderlich ist und die Berechtigungen vorliegen, können die Motion Graphics Templates auch noch in Premiere geöffnet werden, um die Grafik zu bearbeiten. So lassen sich auch nach dem Import in Premiere noch Fehler korrigieren. Kreative Änderungen können ebenfalls noch kurzfristig erfolgen und werden direkt in Premiere im Video umgesetzt.
Die Software schafft somit die Rahmenbedingungen für die zuverlässige Bearbeitung komplexer Grafiken in einem automatisierten und kollaborativen Workflow.

Wesentliche Merkmale
Es gibt eine zentrale Verwaltung, um Motion Graphics zu nutzen. Das heißt, alle relevanten Grafiken werden in einem Ordner hinterlegt. Vulcano zieht sich die Grafiken aus dem Ordner und stellt sie allen Bearbeitern im System zur Verfügung.
Wer sieht was? Die Sichtbarkeit der Grafiken kann je nach Berechtigung und Aufgabe gesteuert werden. Die Zuordnungen erfolgen zum Beispiel über die Beitrags-IDs der Nutzer zu bestimmten Projekten bzw. Sendungen in einer Datenbank. Hier sind die Grafikvorlagen hinterlegt, auf die die berechtigten Nutzer gezielt zugreifen.
Man muss nicht Premiere bedienen können, um Motion Graphics zu erstellen. So kann eine Redakteruin bzw. ein Redakteur ohne Premiere-Kenntnisse sehr schnell im Frontend von Vulcano Titel eingeben und Texte bearbeiten. Auch Grafiken können so editiert werden. Im Hintergrund werden sie dann live gerendert und dem Cutter zur Verfügung gestellt.
Nur die Grafiker und Grafikerinnen müssen in After Effects arbeiten und erstellen die Vorlagen. Dabei sind sie unabhängig von den Kolleginnen und Kollegen in Redaktion und Schnitt. Sie hinterlegen ihre Vorlagen so im System, so dass alle Grafiken, die zum Beispiel für eine Sendung gebraucht werden, an einem Ort und entsprechend den Projektvorgaben zu CI/CD, Markenzeichen und Farben etc. zur Verfügung stehen. Die Redakteure greifen darauf zu und können sich ausschließlich auf ihre Arbeit direkt in der Grafik konzentrieren. Der Cutter oder die Cutterin schneidet die Sendung und braucht nur noch die aktualisierten fertigen Grafiken für die Beiträge zu importieren und in die Timeline zu legen. Dabei haben sie ergänzend die Video- und Audiospuren im Blick.
Vulcano soll das Zusammenspiel der Fach-Abteilungen bei gleichzeitig starker Reduktion und Absicherung des Arbeitsaufwands und der Renderzeiten erleichtern. Es müssen keine Excel-Listen mit Namen und Titeln mehr geführt werden, jeder erhält überschneidungsfrei die Informationen, die er oder sie für die Arbeit benötigt.
Anwendungen
Die Lösung ermöglicht es aufgrund ihrer Struktur und der automatisierten Prozesse, dass jedes Unternehmen nach seinen Erfordernissen die Anwendungen definieren kann. So kann zum Beispiel eine Grafik mit verschiedenen Elementen für verschiedene Sendungsdesigns erstellt und automatisch adaptiert werden. Ebenso kann eine Vorlage an verschiedene Sendedesigns angepasst werden.
Die Software lässt sich in weitere Automatisierungsprozesse integrieren, wie zum Beispiel in das Newsroom-System Octopus, wo die Inhalte des Programms geplant werden. Sie laufen im Redaktionssystem zusammen, und hier können die Grafiken direkt an Vulcano zur Einbindung in den Sendebetrieb übergeben werden.
Im Sportbereich werden sehr viele Grafiken produziert. Besonders bei Großereignissen werden sie aus automatischen Datenfeeds gefüttert, d.h. Grafiken werden schnell und regelmäßig zu bestimmten Ereignissen wie gelbe oder rote Karte eingeblendet. Vulcano kann in diesen Prozess eingebunden werden und auf Basis vorgegebener Templates automatisiert Grafik-Elemente generieren, so dass zu jedem Zeitpunkt alle aktuell relevanten Grafiken im Schnitt zur Verfügung stehen.
Use cases
Sendeanstalten wie der NDR, aber auch die Postproduktion haben die Vorteile der Grafikautomatisierung zum Beispiel für die News-Produktionen erkannt. Ursprünglich wurde die Lösung für die schnelllebige Sportberichterstattung mit Anbindung an die Datenfeeds von Opta und Deltatre entwickelt. Hier sei der Einsatz der Software inzwischen nicht mehr wegzudenken, sagt Rafael Hutter. „Vulcano hat für die automatisierte Grafik-Einbindung in Videoprozesse enormes Potential. Das Anwendungsspektrum bei den Sendeanstalten und Produktionshäusern ist ebenfalls riesig.“
Hinweis
Wie kommen Grafiken eigentlich in den Videoschnitt und wie lässt sich dieser Prozess vereinfachen? Dazu spricht Moderator Markus Appelmann in der TechJeck-Episode 14 mit Björn Mill, Projektkoordinator Grafik & Design, und Robert Kiehn, Grafikdesigner, beide vom NDR. Das Video steht auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=LrN3RHeU84Y zur Verfügung.