Barrierefreiheit ist ein zunehmend in den Fokus gerücktes und ernstgenommenes Thema in unseren Städten und in unserer Gesellschaft – aus gutem Grund. Denn hinter dem Begriff „barrierefrei“ verbirgt sich weit mehr als beispielsweise Rollstuhlrampen in Bus und Bahn, Braille-Schrift im öffentlichen Räumen oder Untertitel in Videos.
Barrierefreiheit hat noch sehr viel mehr Facetten und stellt viele unterschiedliche Ansprüche an verschiedene Punkte unserer Gesellschaft. Das Ziel ist es, allen Menschen unabhängig von ihren Voraussetzungen das Partizipieren an jedem Aspekt gesellschaftlichen Lebens zu ermöglichen. An einer dieser Herausforderungen setzt Sennheiser gezielt an und nutzt seine Expertise als Unternehmen für Audiotechnologie, um Hörgeschädigte im öffentlichen Raum zu unterstützen. Die Digitalisierung des Bildungssektors spielt dabei eine elementare Rolle.
Durch die Corona-Pandemie waren Hochschulen weltweit mit der Aufgabe konfrontiert, die digitale Transformation zügig voranzubringen und Möglichkeiten zum hybriden Lernen zu finden. Dadurch öffnete sich auch die Tür zu umfassender Barrierefreiheit ein Stückchen weiter – und diese Chance sollten wir nutzen.
Digitalisierung in Hochschulen: Eine Chance für Studierende mit Hörbehinderung
Gemäß dem World Report on Hearing, den die WHO im März 2021 vorgestellt hat, sind bereits in der Gruppe der 20-24 Jährigen zwei Prozent von einer moderaten oder starken Hörschädigung betroffen. Bei knapp drei Millionen Studierenden bedeutet dies, dass allein in deutschen Hörsälen circa 60.000 Menschen auf Hörassistenzsysteme angewiesen sind. Die Hochschulen sind zwar verpflichtet, technische Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, um barrierefreie Integration zu gewährleisten. Dennoch stellt diese Aufgabe viele Bildungseinrichtungen immer noch vor einige Schwierigkeiten.
In den jüngsten Jahrzehnten haben die Einschreibungen von hörbeeinträchtigten und gehörlosen Studierenden zugenommen, vor allem seit 2010. Diese positive Entwicklung ließe sich weiter ausbauen, wenn mehr Universitäten innovative, leicht zugängliche Lösungen zur Hörunterstützung anbieten würden.
Für Studierende mit Hörschwellen von 25 bis 40 Dezibel oder höher sind Technologien zur Hörunterstützung unverzichtbar, um Geräusche niedrigerer Lautstärke überhaupt wahrnehmen zu können. Leider bergen traditionell in Hörsälen verwendete Techniken einige Hürden und Unzulänglichkeiten, die einer nahtlosen Inklusion im Weg stehen.
An Universitäten werden derzeit noch hauptsächlich drei traditionelle Methoden zur Hörunterstützung verwendet: Induktionsschleifen, Infrarotübertragungssysteme und FM-Systeme. Alle drei haben beträchtliche Einschränkungen:
- FM-Funksignale sind in ihrer Reichweite begrenzt, die übertragenen Daten nicht sicher und sie können leicht unterbrochen werden.
- Die Installation der Infrastruktur für Induktionsschleifen ist kostspielig, arbeitsintensiv und ihre Hardware ist auf bestimmte Bereiche des Hörsaals begrenzt. Aufgrund eines hohen Interferenzrisikos können sie nicht in angrenzenden oder übereinanderliegenden Hörsälen verwendet werden und jede Schleife verfügt nur über einen einzigen Audiokanal.
- Auch Infrarotsysteme stellen für Universitäten einen großen Zeit- und Ressourcenaufwand bezüglich Nutzung und Wartung dar, da sie einen Empfang auf Sichtlinie benötigen und nur eine begrenzte Tragbarkeit bieten.
Wenngleich grundlegende Barrieren für hörgeschädigte Studierende dadurch beseitigt werden, strapazieren die Eigenheiten und Schwierigkeiten dieser traditionellen Systeme stark das Prinzip einer nahtlosen Inklusion. Jedes zusätzlich zu nutzende Hilfsmittel, jedes Problem mit der zur Verfügung stehenden Technologie entfernt Studierende mit Hörbehinderung ein Stück von den restlichen Kommilitonen.
Traditionelle Technologien zur Hörunterstützung sind für die Studierenden an Universitäten für einen reibungslosen Ablauf also oftmals eher unpraktisch und stehen zum Teil sogar im Widerspruch zu den Inklusionsanforderungen der Hochschulen, zum Beispiel da die Studierenden vor der Vorlesung nach speziellen Empfängergeräten fragen müssen oder diese gerade vergriffen oder nicht aufgeladen sind.
Warum nicht einfach über WLAN?
Da im Zuge der Digitalisierung WLAN im gesamten Studienumfeld zur unerlässlichen Ressource geworden ist, bieten sich Wi-Fi-basierte Hörhilfen wie MobileConnect von Sennheiser in diesem Kontext als Inklusionslösung an.
Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Die Vortragenden sprechen wie gewohnt in das bereits vorhandene Mikrofon und das Signal wird zu einer Station in der Audio-Anlage geleitet, die den Ton über das lokale WLAN überträgt. Die Studierenden laden eine App auf ihr Smartphone herunter und stellen dort den Kanal ihres jeweiligen Hörsaals ein. Das eigene Smartphone ist also der Empfänger und das Audiosignal wird wie gewohnt über Kopfhörer oder Hörhilfen wiedergegeben. Das bedeutet für die Studierenden, dass sie keine fremden Geräte oder gesonderten Technologien nutzen müssen, sondern direkten Zugriff auf ein klares Audiosignal über ihr eigenes Smartphone haben. Das ist nicht nur komfortabel, sondern stärkt auch das Inklusionsgefühl, da keine weiteren Hilfsmittel benötigt werden und sich die Studierenden überall im Raum hinsetzen können. Über die Hilfe für hörbeeinträchtigte Studierende hinaus kann das System auch von Nicht-Hörgeschädigten genutzt werden, beispielsweise bei mehrsprachigen Veranstaltungen mit Dolmetscher oder um sich besser auf die Vorlesung zu konzentrieren.
Neben den geringen Installations- und Wartungskosten sind Wi-Fi-basierte Systeme außerdem leicht skalierbar und lassen sich unkompliziert in die vorhandene AV-Technik integrieren. IT- und AV-Verantwortliche können Systemanpassungen bei Bedarf softwarebasiert vornehmen. In vielerlei Hinsicht sind Hörassistenzsysteme über WLAN aber ohnehin eine enorm wartungsarme Lösung.
Und obwohl der Markt für barrierefreies Hören über WLAN in den kommenden Jahren wachsen soll, gehört dieser Bereich noch nicht zum Mainstream. Weder die National Association of the Deaf noch die Hearing Loss Association of America führt diese Option bisher als mögliche Hörunterstützung auf ihrer Webseite auf. Dabei sind moderne Hörsäle für die Hörunterstützung über WLAN grundsätzlich gut eingerichtet. Es braucht an vielen Hochschulen einfach noch die entscheidenden Schritte für eine umfassend inklusive Umgebung für alle Lehrenden und alle Lernenden.
Das Beste aus allen Möglichkeiten machen
Das Ziel dabei: eine Welt, in der alle Menschen sich verständigen und das Beste aus ihren Möglichkeiten machen können. Dazu gehört der uneingeschränkte Zugang zu Information und Lehre. Mit MobileConnect ist ein Schritt getan, diese Lücke zu schließen. Das WLAN-basierte barrierefreie Hörsystem schafft eine inklusive Infrastruktur an modernen Universitäten. Mit individuell anpassbarem lippensynchronem Audio für bis zu 100 Studierende pro Raum sorgt es für eine produktive, integrative Lernumgebung für eine zeitgemäße Hochschulbildung.