Wie lockt man die Youtube-Generation ins Kino? Das war eine der zentralen Fragen, die sich die Teilnehmer der Cine Europe in Barcelona stellten. Vom 11. bis 14. Juni 2018 drehte sich in der katalanischen Metropole erneut alles um die große Leinwand. Ein Rückblick.
Im Juni war die europäische Kinobranche erneut in Barcelona zu Gast. Vom 11. bis 14. Juni schlug die CineEurope ihre Zelte wie gewohnt im im Centre de Conventions International (CCIB) auf.
Kinobetreiber, Verleiher und Technikanbieter beschäftigte dabei neben aktuellen Technik-Trends vor allem die Frage, wie das Kino sich für die Zukunft aufstellen muss, um das Publikum wieder vermehrt in die Säle zu locken.
Denn während in einigen Ländern Mittel- und Südosteuropas die Kinobranche einem aktuellen Bericht [1] zufolge im vergangenen Jahr enorm gewachsen ist, waren die Besucherzahlen in einigen Ländern Nord- und Westeuropas rückläufig.
So heimsten etwa Bosnien und Herzegowina (+21 %), Polen (+10,8%), Rumänien (+10,3 %) und die Slowakei zweistellige Wachstumsraten ein, die Ukraine erreichte sogar einen Rekordzuwachs von 32,2 Prozent, einsame Spitze in Europa. Dagegen waren in einigen vormals besucherstarken Kinoländern wie Frankreich (-0,6 %), Norwegen (-8,3 %) und Italien (-11,6 %) die Besucherzahlen rückläufig.
Im Zentrum der Bemühungen um die Gunst der Kinobesucher steht die sogenannte „Generation Z“ oder auch Millenials, die man vom Streaming auf Computer oder Smartphone wieder zurück ins Kino holen möchte.
Grund genug für die International Cinema Technology Association (ICTA), die in diesem Jahr ihr Technik-Seminar wieder in Zusammenarbeit mit der Union Internationale des Cinémas (UNIC) ausrichtete, die Millenials selbst in die Diskussion einzubeziehen.
Die Antworten, die Moderator Oliver Pasch auf seine Fragen und Wortmeldungen aus dem Publikum bekam, dürften einige überraschen: Denn wenn die junge Generation ins Kino geht, dann zählen nicht die neueste Technik oder weitere Gimmicks, sondern zuerst einmal das Interesse am Film.
Zwar lehnten die Panel-Teilnehmer technische Zusatzleistungen oder VIP-Angebote nicht grundsätzlich ab, aber die auf den Ticketpreis hierfür erhobenen Zuschläge sind für viele ein Ausschlusskriterium.
Auch bei der Kinoauswahl spielt nicht die technische Ausstattung, sondern vor allem Ortsnähe eine wichtige Rolle: so gingen die Befragten meistens in das von ihrem Wohnort aus gesehen nächstgelegene Kino.
Auch die Beliebtheit des Kinos als Gemeinschaftserlebnis (Treffen mit Freunden) scheint ungebrochen.
Doch wenn Inhalt und Erlebnis stimmen, warum gehen dann die Jüngeren verhältnismäßig wenig ins Kino? Hier steht vor allem der preisliche Aspekt im Vordergrund: so würden die Befragten gerne häufiger ins Kino gehen, die Preise für Tickets und Concessions würden dies allerdings nicht erlauben und daher würde man dann ggf.anderen Unterhaltungsangeboten den Vorzug geben.
Doch sollten sich jetzt Kinobetreiber ihrer teuer angeschafften technischen Errungenschaften entledigen, um die Eintrittspreise so günstig wie möglich zu halten?
Mitnichten. Zu bedenken ist, dass natürlich Schüler, Studenten und Auszubildende mit kleinem Budget andere Auswahlkriterien zugrunde legen als im Berufstehende Personen. Das zeigt unter anderem der Erfolg der VIP-Kinos der letzten Jahre. Vielmehr scheint eine „gesunde Mischung“ das Maß aller Dinge zu sein.
Ein wesentlicher Aspekt ist es, seine Kunden genau zu kennen. Die Analyse der Besucherdaten spielt daher im Kinobetrieb der Zukunft eine immer wichtigere Rolle.
Verschiedene Anbieter haben inzwischen intelligente Software-Lösungen entwickelt, die sich mit dem Kassensystem im Kino integrieren lassen, um so zum Beispiel registrierten Nutzern personalisierte Angebote automatisch per Newsletter zuzusenden. Dem Kinobetreiber einen besseren Überblick über seine Kunden zu verschaffen und so seine Absatzmöglichkeiten zu steigern, wurde unter anderem im Rahmen der Focus Sessions auf der Messe diskutiert.
Auch zusätzliche Angebote wie eSports oder Event-Kino kamen in Podiumsdiskussionen aufs Tablett.
Doch wie sieht es denn nun aus, das Kino der Zukunft? Im Rahmen eines Panels standen einmal mehr LED-Screens, Laserprojektion, immersive Audio, 3D, VIP-Bestuhlung sowie VR/AR-Angebote auf der Agenda.
Genau wie bei der Diskussion mit den Millenials stehen sich aber auch hier Interesse an neuen Technologien und Investitionsbudget gegenüber. Viele kleinere Kinobetreiber, die schon mit der Umstellung auf D-Cinema zukämpfen hatten, fürchten nun aufgrund der hohen Kostenden Anschluss zu verpassen. Inzwischen haben aber auch die Hersteller umgedacht und bieten für kleinere Budgets passendes Equipment oder Retrofit-Kits zur Umrüstung auf Laserprojektion an.
Kino und Fernsehen waren lange Zeit scharfe Konkurrenten, und sind dies natürlich streng genommen immer noch.
Doch eines haben sie inzwischen gemeinsam: beide kämpfen gegen die Vielzahl der stetig wachsenden Online-Angebote und um die „Generation Smartphone“.
Potential für die Zukunft haben beide, wenn sie sich die Erkenntnisse der Online-Welt zueigen machen. Das digitale Zeitalter fängt gerade erst an.