DVB-I Pilot Deutschland – Abschlussbericht Phase 1 (Teil 2)

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FKT 07/2023
Distribution
Forschung & Entwicklung
Das Ziel des DVB-I-Standards ist es, die bekannte und gewohnt einfache Nutzung des linearen TV-Programms auch dann weiterhin anbieten zu können, wenn das Programm nicht mehr ausschließlich über die etablierten Broadcastwege Satellit, Kabel und Terrestrik verbreitet wird, sondern zunehmend auch über IP-Streaming. Mit DVB-I lassen sich die beiden Distributionsformen Broadcast und IP in einer gemeinsamen User Experience zusammenfassen, die der gewohnten des Broadcast entspricht. Ebenso wird mit DVB-I der einfache Zugang zu reinen IP-Streaming Services (ohne Satelliten-, Kabel- oder Terrestrik-Empfang) ermöglicht. DVB-I verbindet somit die Vorteile beider Übertragungswege und erreicht so Zielgruppen, die Videonutzung nur als Streaming kennen. Ferner bietet DVB-I eine flexible Distributionslösung, die neue Technologien, wie UHD und Barrierefreiheit, umsetzen kann, aber auch kostengünstige Lösungen für kleinere Nutzergruppen mit ausgewählten Inhalten oder Regionalisierung bietet. Kernelement der DVB-I-Spezifikation ist die Definition einer Programmliste (= Serviceliste), in der zu jedem Programm eine oder mehrere verschiedene Distributionsvarianten angegeben und priorisiert werden können. Der DVB-I-Standard ist in besonderer Weise geeignet, auf TV-Geräten die Fernsehnutzung auf eine neue und flexiblere technologische Basis zu stellen, kann aber auch softwarebasiert auf OTT-Boxen/-Sticks oder Mobilgeräten über Apps implementiert werden.

Für den Testbetrieb wurde in Zusammenarbeit des RBB mit Dolby das NGA-Kodierverfahren AC-4 verwendet. Dolby AC-4 ist ein standardisierter Audio-Codec (ETSI TS 103 190), welcher im DVB-Standard (ETSI TS 101 154) für NGA-Kodierung enthalten ist. Dolby AC-4 wird von professionellen Audio-Prozessoren (z.B. Encodern) als auch von den Endgeräten im Markt unterstützt, so dass im Piloten bereits ein vollständiger end-to-end Testbetrieb möglich ist.

Alle getesteten TV-Prototypen für native DVB-I-TV-Implementierungen haben einen AC-4 Decoder integriert und bieten ein User Interface, um die “Dialogue Enhancement”-Funktionalität zu steuern. In Zusammenarbeit mit OnScreenPublishing wurde für die auf der IBC 2022 vorgestellten mobilen Android DVB-I-Applikationen ebenfalls ein User Interface für die Kontrolle der Dialogue Enhancement-Funktionalität implementiert. Hierbei werden User-Settings aus der Applikation an den AC-4-Decoder übergeben, welcher auf dem mobilen Android-Endgerät implementiert ist (Abb. 9 unteres Bild).

4.4.4. DRM
Bei der Verbreitung von Inhalten über das Internet/per IP-Streams ist es für private Inhalteanbieter unabdingbar, dass die Inhalteangebote per Nutzerauthentifizierung (Sign In) freigeschaltet und durch die Nutzung eines marktüblichen DRM-Systems (z. B. Microsoft Playready, Google Widevine) geschützt werden können.

Der DVB-I-Standard sieht hierfür vor, eine Nutzerauthentifizierung sowie den Start des DRM-geschützten DASH Streams in einer HbbTV-Applikation oder einer nativen HTML5- Applikation als „Type 1.2 Linked App­lication“ in einer Serviceinstanz zu handlen. Während die HbbTV-App auf die DVB-I-Nutzung auf HbbTV kompatiblen TV-Geräte abzielt, kann die HTML5-App für nicht-HbbTV-Geräte (z. B. Tablets, Smartphones, PC-Browser…) zum Einsatz kommen, vorausgesetzt, die im Standard definierte Möglichkeit, beide Apps in einer Service Instanz zu implementieren, führt zu einer zuverlässigen Auswertung und Wiedergabe im jeweiligen Client (5.2.3.1 DVB-I-Spec).

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(6 Seiten)

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