„Grüne“ Medienproduktion: Branche setzt auf Nachhaltigkeit

FKT Magazin 12/2021
Sustainability

Ein Bündnis von Branchenvertretern des deutschen Film-, TV- und VoD-Marktes will künftig
einen großen Teil der Inhalte klima- und ressourcenschonend herzustellen, teilt die
Medienförderungsgesellschaft Nordmedia mit. So verpflichtet sich etwa der SWR, ab dem Jahr 2022 sämtliche fiktionalen Produktionen nach ökologischen Mindeststandards umzusetzen –
das gilt sowohl für Eigen- als auch für Auftrags- und Koproduktionen.

Als Mitglied des Arbeitskreises Green Shooting habe der SWR zuletzt maßgeblich an der Erarbeitung dieser Standards für deutsche Kino-, TV- und Online-/VOD-Produktionen mitgewirkt und erfülle schon heute Nachhaltigkeitskriterien bei seinen jährlich sechs eigenproduzierten „Tatorten“, heißt es beim Südwestrundfunk. Der Arbeitskreis Green Shooting unter Beteiligung von ARD, ZDF, privater Medienhäuser, Vertretern der Produzentenlandschaft und Medienförderungen hat ökologische Mindeststandards für deutsche Kino-, TV- und Online-/VOD-Produktionen entwickelt. Der SWR hat zuletzt auch schon die Nachhaltigkeitsinitiative des Arbeitskreises „100 grüne Produktionen“ unterstützt. Bei dieser Initiative wurden in den Jahren 2020 und 2021 100 TV- und Filmproduktionen in einem Modellversuch auf eine ökologisch nachhaltigere Herstellungsweise umgestellt.

Neue Sonderprämie
Ökologische Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Produktionsmethoden haben für den gesamten ARD-Medienverbund einen hohen Stellenwert. So hat die ARD Anfang 2021 in den „Eckpunkten für ausgewogene Vertragsbedingungen“ festgehalten, bei Auftrags- und Koproduktionen die Kosten für „grünes Produzieren“ in den Kalkulationskosten zu berücksichtigen. Der Senderverbund hat außerdem gegenüber den Produzent:innen eine neue Sonderprämie für „Green Shooting“ ausgelobt. Die ARD entwickelt über den Bereich der Medienproduktion hinaus ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit weiter: Übergeordnetes Ziel ist ein systematisches Nachhaltigkeitsmanagement in allen betrieblichen Bereichen - von Einkauf über Kantinenversorgung bis Programmverbreitung.

Auch das Programm der ARD befasst sich auf vielfältige Weise mit dem gesellschafts- und zukunftsrelevanten Thema „Nachhaltigkeit“. So informieren die Rundfunkanstalten kontinuierlich im Fernsehen, im Hörfunk und online zu aktuellen Entwicklungen und bieten spezifische Programmformate zu den Themen „Klima“ und „Umwelt“ (z. B. seit November im Ersten „Wissen vor acht - Erde“ mit Eckart von Hirschhausen). Einen ersten Bericht über ihren Beitrag zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit hatte die ARD Ende 2020 vorgelegt.

Arbeitskreis „Green Shooting“
Im gemeinsamen Arbeitskreis „Green Shooting“ haben die VertreterInnen von Sendern, Produktionsunternehmen, VoD-Diensten und Filmförderern hierzu erstmals einheitliche ökologische Mindeststandards für nachhaltige Produktionen entwickelt und sich in einer Nachhaltigkeitsinitiative ab 1. Januar 2022 zu deren Einhaltung verpflichtet. Die Selbstverpflichtung zu den im interna-
tionalen Vergleich sehr fortschrittlichen Standards erfolgt freiwillig und nicht aufgrund von gesetzlichen Vorgaben. Die so hergestellten Produktionen können zukünftig mit dem eigens entwickelten Label „green motion“ im Abspann oder auf Promotion-Material gekennzeichnet werden.

Der Sprecher und Leiter des Arbeitskreises, MFG-
Geschäftsführer Carl Bergengruen: „Die ökologischen Mindeststandards und das Label ‚green motion‘ sind ein starkes, freiwilliges Bekenntnis der deutschen Film-, TV- und VoD-Branche zu mehr Klimaschutz. Unsere in der Branche entwickelten Vorgaben sind ambitioniert und zugleich in der Praxis umsetzbar. Dies ist ein erster, wichtiger Schritt, verbunden mit dem Ziel, die ökologischen Mindeststandards kontinuierlich weiterzuentwickeln. Außerdem wollen wir weitere Partner für diese Initiative gewinnen. Deutschland braucht einen gemeinsamen ökologischen Standard für alle seine Film-, TV- und VoD-Produktionen.“

Umstellung auf LED-Scheinwerfer, mehr Bahnfahrten, umweltfreundlichere Fahrzeuge, vegetarisches Essen; Verzicht auf Dieselgeneratoren, Kurzstreckenflüge, Einweggeschirr; Erstellung eines CO2-Fußabdrucks, Beratung durch einen Nachhaltigkeitsexperten etc.: Die ökologischen Mindeststandards umfassen alle Bereiche der Produktion und wurden auf Grundlage der Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Nachhaltigkeits-Projekt „100 grüne Produktionen“ des Arbeitskreises „Green Shooting“ entwickelt. Bei diesem Projekt wurden 2020 und 2021 alle deutschen Daily Soaps, 22 Serien und zahlreiche Einzelfilme und TV-Sendungen auf eine ökologisch nachhaltigere Produktionsweise umgestellt.

Evaluierung nach einem Jahr
Die Mindeststandards sehen 21 „Muss-Vorgaben“ vor. Damit eine Produktion mit dem Label „green motion“ ausgezeichnet werden kann, müssen mindestens 18 dieser Vorgaben erfüllt werden. Der seitens der Produktionsfirma einzureichende Abschlussbericht wird von dem Förderer, Sender oder VoD-Dienst, der an der Produktion beteiligt ist, geprüft. Diese können die Prüfung alternativ auch an eine externe Prüfstelle delegieren, die der Arbeitskreis bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hat einrichten lassen. Alle genehmigten Abschlussberichte werden bei der Prüfstelle für statistische Zwecke hinterlegt. Nach einem Jahr wird der Arbeitskreis „Green Shooting“ die ökologischen Mindeststandards und ihre Praxistauglichkeit evaluieren. Die Standards sollen mit Blick auf neue technische Entwicklungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Produktionsweise angepasst werden. Die ökologischen Mindeststandards wurden vom Arbeitskreis „Green Shooting“ gemeinsam mit dem Film- und TV-Nachhaltigkeitsexperten Philip Gassmann, der Filmschaffenden-Initiative „Changemakers.film“, dem Klimaforscher Prof. Dirk Notz und dem Umweltwissenschaftler Nils König entwickelt. Zahlreiche Produktionsunternehmen, Sender, Filmförderungen, VoD-Dienste und Verbände beteiligen sich an der „green motion“-Initiative (siehe Tabelle). Sie werden ab 2022 die ökologischen Mindeststandards bei allen oder wesentlichen Teilen ihrer Produktionen verbindlich einhalten, zur Voraussetzung für die Vergabe von Aufträgen oder Fördermitteln machen bzw. die Einhaltung der Mindeststandards ihren Mitgliedern empfehlen.

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