Heutzutage erwarten Nutzer von Streaming-Diensten reibungsloses Entertainment in Echtzeit. Insbesondere heißersehnte Live-Events können die Anbieter vor große Herausforderungen stellen, denn es gilt, Ausfälle und Störungen zu vermeiden. Sich auf nur einen Content-Delivery-Network-Anbieter (CDN) zu verlassen, reicht da oft nicht mehr aus. Daher sollten Streaming-Anbieter auf einen Multi-CDN-Ansatz setzen, um den wachsenden Erwartungen der Zuschauer gerecht zu werden.
Sportliche Großereignisse wie der Super Bowl, die olympischen Spiele oder der World Cup ziehen jedes Jahr hunderte Millionen Menschen vor die Bildschirme. Und sie alle erwarten vor allem eins: störungsfreies Entertainment in Echtzeit. Denn nichts ist enttäuschender, als durch Memes und Postings in sozialen Netzwerken von einem Touchdown, Tor oder neuen Rekorden zu erfahren und diese erst Sekunden später auf dem Bildschirm zu sehen. Latenzen oder im schlimmsten Fall komplette Streaming-Abbrüche stören das Fernseh-Erlebnis erheblich. Für große Streaming-Anbieter gehört daher der Einsatz von multiplen Content-Delivery-Networks (CDN) bereits zum Standard. Zudem macht der Anstieg der Internetnutzung während der Corona-Pandemie um fast 40 Prozent in den meisten Ländern deutlich: Was die großen Streaming-Dienste jetzt leisten, werden kleinere Anbieter in Zukunft ebenfalls bereitstellen müssen. Doch auch andere Anbieter wie Nachrichtenportale oder E-Commerce-Shops können langfristig von Multi-CDN profitieren, um den steigenden Ansprüchen der User gerecht zu werden.
Multi-CDN:
Chancen und Herausforderungen
Unter einem Content Delivery Network versteht man eine Gruppe geografisch verteilter Server, die Internetinhalte schneller bereitstellen können, weil sie näher am Nutzer sitzen. Im Gegensatz zu Single-CDN-Architekturen werden bei Multi-CDN die Inhalte aber nicht über das Netzwerk eines einzigen Providers ausgeliefert, sondern über mehrere CDNs. Dabei ist vor allem die Qualität des Nutzungserlebnisses (QoE) eine der wichtigsten Stärken von Multi-CDN, denn während der Pandemie ist durch den höheren Konsum an Video- und Gaming-Inhalten sowie Videokonferenzen der ohnehin schon hohe Anspruch der Nutzer an eine reibungslose Bereitstellung von Inhalten nur noch gestiegen. Gleichzeitig hat die Anzahl der Dienste für Videokonferenzen, virtuelle Events und Multimedia-Inhalte stark zugenommen, was den Konsumenten eine größere Auswahl ermöglicht. Das Risiko, Kunden zu verlieren, ist für Content-Anbieter also enorm gewachsen. Das macht die Verfügbarkeit und Qualität der Services zu einem der wichtigsten Auswahlkriterien.
Wie aus den Content Delivery and Edge Compute Trends 2021 hervorgeht, hat ein Großteil der befragten Unternehmen bereits Mitte 2021 eine Multi-CDN-Strategie eingeführt. Die Verwendung mehrerer CDNs eröffnet Streaming-Diensten und anderen Content-Anbietern etliche Vorteile: Sie können ausreichend Bandbreite zur Verfügung stellen, die von einem einzigen CDN nicht möglich wäre, um so ein störungsfreies Streaming-Erlebnis anzubieten. Durch die Nutzung mehrerer regio-
naler Netzwerke können sie außerdem schneller auf lokale Bedingungen reagieren. Letztlich wird so auch die Abhängigkeit von einzelnen CDN-Anbietern vermieden – sowohl im Falle eines Ausfalls oder bei einem späteren Wechsel zu anderen Providern.
Mehrere CDN-Verbindungen in Echtzeit zu verwalten, ist jedoch eine komplexe Aufgabe, für die vor allem ein gutes Traffic Management nötig ist. Wer mit mehreren CDNs arbeiten will, muss die Möglichkeit haben, den Datenverkehr in Echtzeit umzuleiten, um etwaige Störungen zu umgehen. Um so flexibel reagieren zu können, müssen Streaming-Services und Content-Anbieter eine weitere Herausforderung meistern: die Observability. Das meint mehr als Überwachung und Analyse der Datenströme und Metriken. Es geht darum, wie gut sich das Netzwerk diagnostizieren lässt. Multi-CDN-Strategien führen zu sehr komplexen Netzwerk Usern aus der ganzen Welt, unterschiedlichen Endgeräten und zahlreichen Netzwerkverbindungen. Treten Probleme bei der Datenübertragung auf, müssen Unternehmen in der Lage sein, herauszufinden, warum diese bestimmte Untergruppe von Usern ein Problem hat, und dann diese Störungen auch entsprechend beheben können.
Multi-CDN aufsetzen:
Auswahl der richtigen Partner
Multi-CDN ist zwar entscheidend für den Aufbau eines leistungsfähigen, zuverlässigen Netzwerks für Video-Streaming und die Bereitstellung von Live-Inhalten. Doch bedenkt man die Komplexität von Multi-CDN-Architekturen und der damit einhergehenden Herausforderungen, ist es wenig verwunderlich, dass viele Unternehmen noch vor dem Umstieg auf eine Multi-CDN-Strategie zurückschrecken. Kosten, Komplexität und fehlendes internes Fachwissen sind die Hauptgründe dafür, dass sie noch keine entsprechenden Funktionen implementiert haben. Diese Expertise intern aufzubauen, ist oft keine Option. Wie bei vielen anderen Cloud-Services auch, gibt es zahlreiche Drittanbieter, die die erforderlichen Funktionen und das Know-How bereitstellen, um Multi-CDN-Funktionen optimal zu entfalten.
Bei den ersten Schritten Richtung Multi-CDN hängt der Erfolg maßgeblich von der Wahl der passenden Partner ab. Natürlicherweise suchen sich Unternehmen den CDN-Anbieter, der ihren Ansprüchen – beispielsweise an die geografische Zielregion – am besten gerecht wird. Der große Vorteil an Multi-CDN ist, dass Unternehmen nicht länger darauf angewiesen sind, einen Partner zu finden, der alle Kriterien erfüllt. Stattdessen können sie sich ein ideales Setup aus mehreren CDNs zusammenstellen; zum Beispiel mit einem Anbieter, der eine besonders gute Abdeckung in Europa gewährleistet, einem für Südostasien und einen für Nordamerika. Dabei kommt es aber auch darauf an, wie bereit diese Anbieter sind, Unternehmen in einer Multi-CDN-Umgebung zu unterstützen. Ein paar hilfreiche Fragen für die interne Checkliste sollten also sein:
- Wird es Unternehmen leicht gemacht, den Daten-Traffic selbst zu verwalten?
- Ist der Vertrag so gestaltet, dass sie nicht durch Mindestanforderungen und Verpflichtungen für den Traffic behindert werden?
- Werden die Daten und Informationen zur Verfügung gestellt, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können?
- Sind die Anbieter bereit, mit anderen CDN-Providern zusammenzuarbeiten?
Multi-CDN: Ein Trend, der bleibt
Studien gehen davon aus, dass der globale Streaming-Markt in Zukunft um 21 Prozent pro Jahr wachsen wird. Streaming-Events, die für große Sender vor Jahren noch eine besondere Herausforderung darstellten, gehören für sie jetzt zum Alltag. Das wird auch mittelfristig bei den kleineren Content-Anbieter geschehen. Es ist also zu erwarten, dass Multi-CDN-Architekturen zunehmen werden und CDN-Anbieter ihre angebotenen Funktionen stetig erweitern, um das Arbeiten in einer Multi-CDN-Umgebung zu gewährleisten. Und es wird mehr Dienstleister geben, die als Mittler zwischen Unternehmen und CDN-Anbieter fungieren und so den reibungslosen Betrieb von Multi-CDN unterstützen. Mit der Zunahme an Content-Formaten und Multimedia-Inhalten über verschiedene Branchen hinweg, wird Multi-CDN auch außerhalb des Live-Streaming zum Standard werden.
Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten sich Unternehmen also nicht an ein einzelnes Content-Delivery-Network binden, sondern mehrere CDN-Lösungen nutzen um Redundanz, Kostenvorteile und Leistungsverbesserungen zu erzielen.