Auf der Hamburg Open werden Gespräche geführt, die Entwicklungen reflektieren und neue Wege weisen. An seinem Stand von Damar & Hagen erklärt Geschäftsführer Wilhelm Reichardt nachdrücklich, die Komponenten für 4K-Produktionen müssten endlich aufeinander abgestimmt werden. Zu oft werde vergessen, dass mehr als ein fähiger Bildschirm dazu gehöre: “Es muss auch vorher in 4K produziert werden, von der Produktion bis zum Empfang muss alles durchgehend sein, und das ist eben das Schwierige dabei. Teilweise wird noch nicht einmal richtiges HDTV gesendet.” Und Uwe Nickel von der Guntermann & Drunck GmbH pflichtet bei: “Das Bildformat will jeder haben, der Content ist noch lange nicht überall etabliert.”In der Unterhaltungsindustrie gibt es eine gängige Fehleinschätzung, dass VR-Erfahrungen nur als Komplettlösung überzeugen können. Dabei liegt das größte Potenzial darin, Filmreihen wie Star Trek oder James Bond und auch Sport- und Musikveranstaltungen mit zusätzlichen VR-Elementen anzureichern.
Zu bedenken sei aber: “Nicht jeder kann sich 4K leisten und es ist auch noch nicht überall 4K gefragt”, so Daniel Storch von der Ikegami Electronics GmbH. Von Herstellerseite merke er, dass Produktionsunternehmen nicht mehr das Geld bekommen, was vorher zur Verfügung stand. Teilweise würde eine UHD-Produktion für eine HD-Produktion bezahlt. “Die Leute sind verunsichert. Es weiß keiner, ob man investieren soll, vor allem ohne wirkliche Anfragen vom Endkunden. Es werden unterschiedliche Standards gesetzt, aber es ist alles noch nicht entschieden, insbesondere im Bereich IP. Da haben die Leute einfach Angst, auf das falsche Pferd zu setzen.”
Funktionsfähigkeit nicht extern sichern lassen
IP-Vernetzung betreffe alle, sagt Thilo Schütz von Stage Tec (Bild rechts unten) und warnt: “Was momentan sehr wenig beachtet wird, ist die Betriebssicherheit bei solchen Netzwerken. Der Hersteller des Netzwerks garantiert auch dafür, dass das Netzwerk als solches funktionieren wird. Wenn ich als Sendeanstalt anfange, Komponenten mehrerer Hersteller miteinander zu verbinden, wie es in der IP-Welt auch gewünscht ist, muss man insofern für Datendurchsatz, Funktionsfähigkeit und Sicherheit selber garantieren und Maßnahmen ergreifen. Wenn wir dann noch darüber nachdenken, dass Remote-Produktionen gefahren werden wollen, dann wird letztendlich die Funktionsfähigkeit meines Netzwerks an eine externe Instanz abgegeben, die ich nicht mehr unter Kontrolle habe.”
On-Premise anstatt öffentliche Cloud
Sicherheitsorientierung sei auf dem deutschen Markt sehr wohl gegeben, sagt Christian Plitt von Quantum (Bild rechts oben), und erklärt als Herausforderung die Cloud-Strategie: „In dem Bewusstsein der Kunden ist verankert, dass sie einen Weg in die Cloud finden müssen. International ist die Cloud schon mehr angekommen als in Deutschland, der deutsche Broadcast-Betrieb neigt dazu, sehr sicherheitsorientiert zu sein. Wir sehen für die Broadcast-Unternehmen eher eine Cloud On-Premise, also im eigenen Unternehmen, die aber von mehreren Standorten genutzt und erreicht werden kann. Der Umzug von Daten in eine öffentliche Cloud ist für deutsche Broadcaster jetzt noch kein Thema, wird aber für Produktionen an verteilten Standorten in Zukunft mehr Bedeutung gewinnen.“
Die nächste Hamburg Open wird voraussichtlich am 17. Januar 2019 stattfinden.
Alle Gespräche, die während der Hamburg Open 2018 geführt wurden, stehen hier als Video zur Verfügung.