Qvest: „Technologiebezogene Lieferkette wird noch feingliedriger“

Interview mit Peter Nöthen, CEO und Gründer der Qvest Group

7/2023
Systemintegration
Köpfe
Unternehmen
Mit der Übernahme von HYVE, einem „Spezialisten für Produktinnovationen in Europa“ und der Akquise des australischen Unternehmens tm stagetec systems baut der Systemintegrator Qvest sein globales Netzwerk weiter aus. Welche strategischen Ziele damit verbunden und welche Herausforderungen in den kommenden Jahren zu meistern sind, erläutert Peter Nöthen, CEO und Gründer der Qvest Group, im Gespräch mit FKT.

FKT: Herr Nöthen, was waren die Hauptgründe für die Akquisition der HYVE AG durch Qvest?
Peter Nöthen:
Schon seit einigen Jahren sehen wir sehr deutlich eine große Nachfrage nach Innovationslösungen und technologischer Erneuerung. Das gilt für ganz unterschiedliche Branchen weltweit, wobei wir uns insbesondere im Medien- und Digitalsektor schon stark engagiert haben. Dieses Engagement wollten wir intensivieren mit einer gezielten Erweiterung des Qvest-Leistungsspektrums für eine kundenzentrierte Betreuung von der Innovation über die Organisation und Planungsphase bis zur technologischen Umsetzung. Das Team von HYVE gilt als die führenden Spezialisten für Produktinnovationen in Europa, die besonders kundenzentriert und nachhaltig sind. Diese sehr individuellen Innovationsprojekte setzt HYVE mit Kunden aus ganz unterschiedlichen Branchen um, wie etwa Automotive, Konsumgüter oder Banken und Versicherungen. Gemeinsam können wir jetzt ganz gezielt auf unterschiedlichste Innovationsbedarfe reagieren, zum Beispiel im Bereich Medientechnologie, aber auch bei Format- und Programmentwicklungen sowie Zukunftsvisionen. Denn unsere Strategie ist es, die breite Qvest Technologie-
Expertise verstärkt auch in anderen Branchen einzubringen. 

FKT: Wie wird sich die Integration von HYVE auf das Leistungsspektrum von Qvest konkret auswirken?
Peter Nöthen:
Unser Leistungsspektrum hat bisher schon viele Kundenanforderungen im Kontext der Digitalen Transformation und der technologiebezogenen „Lieferkette“ abgedeckt. Um im Bild zu bleiben: diese Kette wird nun noch feingliedriger und setzt früher an. Davon profitiert unser weltweites Netzwerk der Qvest-Teams und vor allem bestehende und neue Kunden, die wir noch früher, umfassender und nachhaltiger bereits im Innovationsprozess unterstützen können. Intern erleben wir in der täglichen, gemeinsamen Arbeit ein neues Level an Wissenstransfer von der strategischen Ausrichtung über kundenzentrierte Produktinnovation bis zu dessen Einführung. Dafür werden wir die Arbeitsgruppen der Innovationsexperten in München, Wien und Gran Canaria mit unseren Teams in Europa und weltweit eng verzahnen. 

FKT: Welche neuen Services und Lösungen wird Qvest durch die Zusammenarbeit mit HYVE bereitstellen?
Peter Nöthen:
Uns war wichtig, dass sowohl bestehende Kunden von Qvest als auch von HYVE von dieser Zusammenarbeit profitieren. Darum bieten wir diese Innovationsexpertise in einer eigenen Qvest Practice an. Darin bündeln wir alle Services und Lösungen von der initialen Innovationsberatung mit Strategic Foresight über Customer Research sowie die Entwicklung von Prototypen und marktreifen Umsetzungen von Digital- und Hardware-Produkten sowie Business-Modellen. Das ist ein großer Benefit gerade für unsere etablierten Qvest-Kunden aus der Medien- und Digitalbranche. Gleichzeitig profitieren die bisherigen sowie potenziellen Kunden von HYVE vom direkten Zugriff auf Qvest-
Expertise in Bereichen wie Technologieberatung, Software-Entwicklung digitaler Produkte und Systeminte­gration für Medien und ICT. 

FKT: Welche Überlegungen standen hinter der Übernahme von tm stagetec systems? 
Peter Nöthen:
Das Team von tm statetec systems kannten wir schon sehr gut als lokale Experten und Projektpartner in Australien für professionelle Audio-Lösungen und Systemintegration sowie Netzwerkmanagement in unserer Domäne Media und Entertainment. Im April dieses Jahres haben wir sie dann komplett in unser weltweites Qvest-Netzwerk integriert mit allen bisherigen Mitarbeitenden und dem Management-Team, was mir persönlich sehr wichtig war. Im gleichen Zuge legen wir damit den Grundstein für unseren regionalen Hub Qvest Australia. Wir bauen damit unsere Präsenz in diesem für uns wichtigen Markt in Ozeanien weiter aus, nachdem wir dort in den letzten Jahren bereits mehrere Medien­infrastrukturprojekte erfolgreich umgesetzt haben. 

FKT: Welche spezifischen Vorteile ergeben sich für Kunden in Australien und Neuseeland durch die Integration von tm stagetec systems?
Peter Nöthen:
Der offensichtlichste Vorteil im wahrsten Wortsinn ist, dass wir als Qvest vor Ort nun noch näher an unseren Kunden sind. Von unserem Standort Qvest Australia in Sydney aus, kann das Team nun lokale Unternehmen noch individueller und umfassender betreuen. Denn wir können über den regionalen Hub alle Leistungen der weltweiten Qvest Unternehmensgruppe anbieten. Unsere bestehenden und künftigen Kunden in Australien und Neuseeland haben somit Zugriff auf ein noch breiteres Spektrum an Kompetenzen und Services, um ihre Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern und in der Informations-, Kommunikations- und Technologiebranche wettbewerbsfähig zu bleiben.

FKT: Wie wird der neue regionale Hub Qvest Australia komplexe Technologieintegrationen umsetzen?
Peter Nöthen:
Das Team dort ist vor allem für Medieninfrastrukturprojekte bestens aufgestellt. Dafür sehen wir auch in naher Zukunft einen hohen Bedarf in der Region. Wir haben sehr erfahrene Kolleginnen und Kollegen vor Ort mit viel Kenntnis des lokalen Marktes sowie der relevanten Technologien. Mit Qvest Australia gehen wir Projekte nach dem gleichen Prinzip an wie auch an allen anderen weltweiten Standorten und deren Kundenaufträgen: entsprechend des Umfangs und Bedarfs einer, wie in Ihrem Beispiel angesprochenen, relativ komplexen Technologieintegration, stellen wir das exakt zugeschnittene Team auf. Und wenn erforderlich, verstärken Kolleginnen und Kollegen von anderen Standorten unser Team in Australien für gewisse Phasen des Projekts. Genauso, wie wir es auch Deutschland, Europa oder sonst wo auf der Welt machen.

FKT: Abgesehen von den jüngsten Übernahmen: Welche langfristigen strategischen Entwicklungen plant Qvest darüber hinaus?
Peter Nöthen:
Hohe Priorität hat für mich, die starke Position von Qvest als internationale Unternehmensgruppe kontinuierlich auszubauen. Dafür ist es wichtig, sehr robust und breit aufgestellt zu sein. Heute machen wir etwa 75 Prozent unseres Geschäfts im Mediensektor. In dieser Domäne sind wir seit Jahrzehnten etabliert und werden auch weiterhin unsere Expertise in weltweiten Projekten einbringen. Unser erklärtes Ziel ist es, unsere Kompetenzen zunehmend auch in andere Branchen zu übertragen, denn Themen wie Künstliche Intelligenz, Data & Analytics, Owned Content und Monetarisierung im Kontext von Medien sind auch hier ein spannendes Feld mit viel Potenzial. Unser Ansatz ist dabei die Stärkung der globalen Marke Qvest mit organischem Wachstum unserer Teams und auch durch anorganisches Wachstum über gezielte Erweiterungen unserer Gruppe. Die von Ihnen genannten Übernahmen von HYVE und tm stagetec systems belegen das ganz gut. Und, um es mal so zu formulieren: dieser Prozess ist insgesamt noch nicht abgeschlossen. Wir werden bereits mittelfristig ein großes, weltweites Netzwerk bilden mit Experten und Practices und einer globalen Marke Qvest, die für alle Kunden und in mehreren, breit gefächerten Fachgebieten eindeutig und konsistent erreichbar und erkennbar sein wird.

FKT: Eine Einschätzung zum Abschluss: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, denen sich die Qvest-Gruppe in den kommenden Jahren stellen muss?
Peter Nöthen: Bei Qvest sind wir es gewohnt, mit Herausforderungen umzugehen, denn schließlich ist das der Kern unseres Services, insbesondere wenn wir Unternehmen dabei helfen, sich zukunftssicher aufzustellen. Wir beobachten sehr genau die Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Diese Technologie als effizientes Tool einzusetzen, wird entscheidend sein. Außerdem ist und bleibt Nachhaltigkeit ein Thema von zentraler Bedeutung für uns als Unternehmen, für unsere Kunden durch Push-Faktoren wie Workflow-Effizienz, Wirtschaftlichkeit sowie Technologiewandel und auch für mich persönlich.

FKT: Herr Nöthen, vielen Dank für das Gespräch.

www.qvest.com/de