Der WMAS-Prototyp wurde in einem 8-MHz-TV-Kanal eingerichtet. Im benachbarten TV-Kanal darunter wurde ein analoges IEM-System mit hoher Sendeleistung betrieben; im Kanal darüber ein achtkanaliges digitales drahtloses Mikrofonsystem EW-DX. Der Bereich zwischen IEMs und Mikrofonen wird normalerweise nicht genutzt, sondern als Schutzbereich freigehalten. Das Team platzierte das WMAS absichtlich in diesem „No-Go“-Kanal, um zu sehen, ob es auch hier noch ohne Störungen arbeiten würde.
Um den Druck auf das System zu erhöhen, setzten Marco Völzke und Jonas Naesby zusätzlich Störgeräte in den von WMAS belegten TV-Kanal. So ließen sich „Frequenzunfälle“ simulieren, zum Beispiel das ENG-Team, das mit nicht-koordinierter Ausrüstung von einer Show berichten möchte oder ein Schmalbandmikrofon, das versehentlich auf einer alten, voreingestellten Frequenz eingeschaltet wird.
Über ihre Erkenntnisse berichten die Experten hier in einem umfassenden Interview.
Hintergrund: Das Funkspektrum und die Rolle der Frequenzkoordinator*innen
Das Frequenzspektrum, in dem drahtlose Mikrofone und drahtlose In-Ear-Monitorsysteme betrieben werden, ist eine gemeinsam genutzte Ressource: der Zugang wird von nationalen Regulierungsbehörden geregelt. Verschiedene Funkdienste und -anwendungen wie Rundfunk, Radioastronomie und Militär nutzen dasselbe Spektrum wie drahtlose Mikrofone und Monitore. Daher variiert das für professionalle Drahtlosanwendungen verfügbare TV-UHF-Spektrum von Ort zu Ort teils erheblich, je nachdem wie viele Funkdienste dort in welchem Bereich senden.
Kommen bei einer Veranstaltung oder an einem Veranstaltungsort drahtlose Produktionsmittel zum Einsatz, so werden deren Sendefrequenzen koordiniert, um einen störungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Dies liegt im gemeinsamen Interesse aller Nutzer*innen drahtloser Geräte vor Ort. Die Organisator*innen einer Veranstaltung oder die Betreiber*innen eines Veranstaltungsortes schalten sogenannte Frequenzkoordinator*innen oder Frequenzmanager*innen ein, die als zentraler Anlaufpunkt für alle Frequenzfragen fungieren.
Frequenzmanager*innen haben eine kommunizierende, überwachende und verwaltende Funktion: Sie nehmen die Frequenzanfragen aller Nutzer*innen entgegen, planen und berechnen die zu nutzenden Frequenzen, weisen Frequenzen zu, überwachen Störpegel, beseitigen Störer und kümmern sich um alle frequenzbezogenen Angelegenheiten vor und während einer Veranstaltung. Grundsätzlich ist die Frequenzkoordination für eine Open-Air-Veranstaltung schwieriger als die für ein Theater oder ein Rundfunkstudio, da Gebäude einen gewissen Schutz vor externen HF-Störquellen bieten.
In beiden Fällen müssen sich die Frequenzkoordinator*innen mit Störungen befassen, die von anderen Nutzern und von für die Produktion benötigten Geräten erzeugt werden, wie zum Beispiel Videosignalwandler oder Video- bzw. Lichtsignalverteilung (Splitter und Weichen).